WM 2008 Oude Pekela (Gerhard Franz)

"Wir haben hervorragenden Sport gesehen"

Eindrücke von der letzten Windhunde-WM nach dem bisherigen Modus in Holland

Es war ein stimmungsvoller Auftakt. Im landschaftlich schön gelegenen Windhundstadion von Oude Pekela marschierten bei schönem Sommerwetter zunächst die Equipenchefs mit den Flaggen der teilnehmenden Nationen zur letzten Windhunde-Weltmeisterschaft der bisherigen Art ein. Dazu spielte die Truppe "Wacker worden" aus Veendam, sieben Blechbläser, unterstützt von Schlagwerk und dicker Trommel, die samt weißem Plüsch-Gockel im Kinderwagen über den Rasen geschoben wurde. Außerdem stiegen, wie bei anderen Großereignissen, blaue Luftballons und ein Schwarm von Brieftauben in den Himmel auf, die eine Ehrenrunde über dem Stadion drehten und dann in Richtung Westen entschwanden.

"Die Bahn war in Ordnung", so das Resumee von Frank Schmidt, Vorsitzender der deutschen Windhundsportkommission, und: "Wir haben hervorragenden Sport gesehen."

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen dieser Veranstaltung war das Einsehen von Petrus, dass man zu großen Windhundrennen in Holland nicht immer Regen schicken muss, wie etwa bei der WM 1999 in Lelystad oder zuletzt bei der Europameisterschaft 2006 in Jubbega, als es aus Kübeln goss und einige Läufe wegen einer ramponierten, im Schlamm versinkenden Bahn ausgesetzt werden mussten, was wiederum eine beträchtliche Anzahl der Teilnehmer partout nicht verstehen wollte. Also war jetzt insgesamt schönes, trockenes Sommerwetter angesagt, das am späten Samstagnachmittag durch ein kurzes Gewitter unterbrochen wurde, was den guten Zustand des Geläufs überhaupt nicht beeinträchtigte.

Am Samstag gab es bei den Rassen mit kleineren Starterfeldern insgesamt elf WM-Endläufe, bei denen deutsche Hunde, immerhin, sieben Mal die Nase vorn hatten. Sonntags war die deutsche Vorherrschaft nicht mehr so ausgeprägt, denn da gab es in acht Finals "nur" zwei WM-Titel. Doch gegenüber dem Vorjahr, als die WM in Sachsenheim ausgetragen wurde, hat sich an der deutschen Dominanz nur wenig geändert. Auf der Solitude-Rennbahn wurden zwölf von 21 vergebenen Titeln eingefahren, in Holland war nunmehr die deutsche Ausbeute fast genau so gut, mit neun von 19 Weltmeistern.

Den absoluten Höhepunkt der Veranstaltung stellten am Sonntag die Whippet-Läufe dar. In den Worten von Frank Schmidt: "Das war kaum noch zu toppen." Nachdem die Holländerin Xandres von der Spaarnemeute am Morgen den Bahnrekord über 350 Meter auf 22,38 sec geschraubt hatte, blieben am Nachmittag gleich drei Hündinnen deutlich unter dieser Zeit. Und zwar sie selbst (22,30), Arlane du Pack de la Jet aus Frankreich (22,33) sowie Catkyll’s Amidala von Martina und Günter Brecht/D in der Fabelzeit von 22,27 sec. Im packenden Finale lief es dann nicht so günstig für Amidala . Angunn du Pack de la Jet aus Frankreich siegte vor Xantana van de Spaarnemeute aus Deutschland, die schon zwei Mal den Titel geholt hatte und sich jetzt mit dem Vize begnügen musste. Dafür hatte Catkyll’s Angelo, der unter Schwarz ins Finale gelaufen war, bei den Rüden mit 22,34 sec die Nase vorn. Und damit hatten die Brechts doch noch Grund, in Oude Pekela ausgelassen zu feiern.

Zu vermerken bleibt auch der zweite deutsche Titel vom Sonntag, den bei den Greyhound-Hündinnen O’Hara vom Monarchenhügel souverän in 28,22 sec einfuhr.

Ferner haben die Funktionäre in Oude Pekela eine wichtige Entscheidung zur Zukunft des Windhunde-Rennsports getroffen. Danach wird die Weltmeisterschaft, wie es seit Beginn der 90er Jahre der Fall war, nicht mehr alljährlich zum Saison-Start Auftakt im Juni stattfinden. Vielmehr soll sie abwechselnd mit der Europameisterschaft alle zwei Jahre im September ausgetragen werden. Dazu der Sport-Chef des DWZRV, Frank Schmidt: "Ich habe mich dagegen gewandt, dass die WM stirbt. Falsch wäre es gewesen, wenn man ein so wichtiges Titelrennen ganz aus der Hand geben würde." Demnach sollen die nächsten großen internationalen Titelrennen wie folgt stattfinden: Dieses Jahr im September die EM in Versoix, nächstes Jahr die EM in Gelsenkirchen, 2010 die WM in Ungarn. Für 2011, wenn die FCI genau 100 Jahre alt wird, will man sich noch etwas Besonderes einfallen lassen.

Insgesamt waren in Oude Pekela 393 Hunde aus elf Nationen gemeldet, davon allerdings über 100 für die Freundschafts-Wettbewerbe. Erfolgreichste Nation war Deutschland mit neun WM-Titeln, gefolgt von den Niederlanden (4), Frankreich (3), Ungarn (2) sowie Österreich (1). Die Hymne der Holländer erklang allein am Sonntag vier Mal hintereinander und zwar bei den Afghanen und Salukis in beiden Geschlechtern. Die Franzosen hatten bei den Barsois, einer früheren Domäne der Deutschen, zwei Mal die Nase vorn sowie bei den Whippet-Hündinnen. Die Ungarn waren bei Grey-Rüden und Magyar Agar-Hündinnen, ihrer National-Rasse, erfolgreich. Die Österreicher heimsten ihren Titel bei den Italienischen Windspiel-Rüden ein. Leer ausgingen Schweizer, Belgier, Italiener, Tschechen, Finnen sowie Slowenen.